Die Psychiatrie lebt noch in einer kraeppelinschen Welt und die Studien zum Werk von Kraepelin sind folglich nicht historisch. Die selektive Exegese der verschiedenen Ausgaben seines Buches führten zu einer engen Sichtweise seines Beitrages. Doch Kraepelin hat in einer bedeutsamen Phase der intellektuellen Geschichte Europas gelebt und geschrieben und sein Werk kann nur in diesem Kontext verstanden werden. Dieser Beitrag untersucht die Entwicklung seiner Ansichten bezüglich des „Forschungsprogrammes", das er in jungem Alter geplant hat und dessen Ziel die Kreierung einer stabilen Beschreibung und eine Klassifizierung der Psychosen war. Dies erreichte Kraepelin indem er die Veränderungen eines Krankheitsbildes im Laufe der Zeit von Patientengruppen im Sinne von methodologischen Kriterien untersuchte, wie den Verlauf einer Krankheit und die Unheilbarkeit. In diesem Fall erlaubte ihm diese Methodologie, „klinische Bilder" durch Korrelation zu identifizieren, die sowohl die „Essenz" der Krankheit darstellten wie auch taxonomische Kriterien boten. Obwohl Kraepelin erklärter Nicht-Theoretiker war, hat er es damit geschafft, eine empirische Grundlage für seine Kant'sche Kategorisierung der Psychosen aufzustellen (beeinflusst von Kahlbaum und Wundt). Eine Diskussion über die kulturellen Variablen?, die diese Ideen geformt haben ist dabei.
Geistesstörungen; Gescichte, Geistesstörungen; Klassifizierung, Psychiatrie; Geschichte